TEIL 3 DER SERIE „WO ICH HINGEHÖRE"
So klingt Kitzbühel
Die weltberühmte Streif – schneebefreit
Wo Ende Jänner stets Ski-Helden unter dem ekstatischen Jubel von bis zu 50.000 Fans mit über 100 km/h in Richtung Ziel springen, herrscht während der drei anderen Jahreszeiten die gegenteilige Stimmung. Wer sich etwa im Sommer gegen 4.30 Uhr auf die Holzbank an der Hausbergkante auf der Streif setzt, hört einzig und allein die Natur – selbst wenn der Blick dabei auf die 8000-Einwohner-Stadt Kitzbühel fällt. Vögel zwitschern den Morgen herbei und vereinzelt stimmen Grillen zirpend mit ein. Plötzlich miaut sogar eine Katze auf ihrer Frühstückstour über die Felder, aber als echte Samtpfote erweist sich der Dachs. Nicht einmal im Doppelpack machen die grauen Vierbeiner bei ihrem Morgenspaziergang über den Hausberg akustisch auf sich aufmerksam. Ganz im Gegenteil zur Krähe: Ganz ohne Zurückhaltung übertönt sie lautstark ihre Artgenossen und macht deutlich: “Ich bin kein Morgenmuffel!”

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages treffen auf Kitzbühel
Kleinod zu Kaisers Füßen
Da es selbst an einem solch versteckten Kleinod wie dem Hintersteiner See mit der Ruhe im öffentlichen Bad nicht weit her ist, legt man lieber ab – auf einem schwimmenden Untersatz natürlich. Ein paar kräftige Paddelschläge später bringt einen das Stand-Up-Paddle-Brett mitten auf das kristallklare türkis-grüne Gewässer am Fuße des Wilden Kaisers. Dort heißt es Lauscher spitzen, denn bis auf den krähenden Hahn und die leise wahrzunehmenden Glocken der Schafe gibt es fern des Ufers nicht mehr viel auf die Ohren. Hin und wieder hört man die entschleunigten Plauschereien der See-Umwanderer, ab und zu das spektakuläre Eintauchen der hiesigen Jugend, wenn sie zirkusreif ins Wasser springt. Sonst dominiert eine idyllische Ruhe, die höchstens ein surrender Käfer durchbricht. Ist es besonders heiß, nimmt der kleine Kerl auch mal auf dem feuchten SUP-Platz und genießt eine kühle Mitfahrgelegenheit.

Entspannen am Hintersteiner See
Entschleunigte Vierbeiner
Über 100.000 Kühe grasen im Sommer auf Tirols Almen. Den Hahnenkamm mit seiner legendären Streif oder das Kitzbüheler Horn ihr Sommerdomizil nennen zu dürfen, vermögen aber nur ein paar Hundert. Ihrem Grasen, Schmatzen und vorsichtigem Stapfen zuhören zu dürfen, hat stets etwas Beruhigendes, denn Hektik ist Kühen zumeist fremd. Und kommt einer einmal ein „Muh“ aus, wirkt selbst das mehr mitteilsam als aufgeregt. Was es wohl bedeutet? „Das Gras hier schmeckt himmlisch!“ vielleicht. Ob Kühe so gut hören wie wir Menschen? Denn selbst vor dem schönsten Bergpanorama hätte der eine oder andere Zweibeiner wohl längst die Nerven verloren, würde bei jeder Bewegung unentwegt eine Glocke vor sich hin läuten.

Kühe auf der Weide - einige dürfen sogar auf der Streif grasen.
Wo der Wildbach rauscht
Geheimtipps in und um Kitzbühel sind rar, aber Aschau – geografischer Mittelpunkt der Kitzbüheler Alpen – ist so einer. Bis in den letzten Zipfel des Spertentales führt nur eine einspurige Mautstraße, weshalb Autolärm nur selten zu hören ist. Würden Fuchs und Hase einander sanft ein „Gute Nacht“ zuflüstern, man könnte sie deutlich hören, so ruhig ist es ringsum. Es dominieren Kuhglocken, das Gekrächzte der Raben und das Rauschen des Bächleins. Nur an einer Stelle wird es im sogenannten Unteren Spertengrund fast ohrenbetäubend laut: Wo sich der kleine Bach kurz staut und als tosender Wasserfall in die Tiefe schießt.

Geheimtipp: Aschau in den Kitzbüheler Alpen

Über die Autoren:
Lili Spatz und Christoph Steiner sind in Kitzbühel zwar „Zuagroaste“, nach bald zwei Jahren fühlen sie sich in der Stadt aber bereits zuhause. Hier gründeten sie 2018 das Onlinemagazin „Skiing Penguin“ und 2019 die Agentur „alpinguin.”
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